Essen gehen ist vorerst gestrichen, Bars und Cafés sind geschlossen: Berlin steht im Zeichen des Lockdowns, und das vorerst bis zum 21. Dezember. Gerade in der Weihnachtszeit trifft uns Ausgehfreudige und Fans des guten Essens das hart. Das mag ein vertretbares Luxusproblem sein, die Gastronomie hingegen befindet sich vielerorts in einer lebensbedrohlichen Situation. Schließlich wurden schon im ersten Lockdown herauragende Köche entlassen, und einige ambitionierte Restaurants haben die Krise gar nicht überstanden. “Support your local restaurant” und “verantwortungsvoller Genuss zu Corona-Zeiten” lauten die Gebote der Stunde. Deshalb haben wir eine Woche lang die Mitnehm-Angebote toller Restaurants in den verschiedenen Kiezen getestet – hier sind die besten Restaurants mit Take-away in Berlin.
Fine Dining für zuhause: Der India Club
Berlins wohl feinste indische Küche verspricht der India Club. Für seine “Authentic North Indian Cuisine” im Hotel Adlon heuerte Betreiber Enno August Jagdfeld Manish Bahukhandi als Küchenchef an. Wir ordern das Chicken Tikka HIghway aus dem Original Tandoori-Ofen, köstliches Buttered Chicken nach Familienrezept von Chef Manish Bahukhandi und hervorragendes Lamm (Rara Meat). Dazu verschiedene Brote, Dals und unbedingt Raita mit Joghurt, Gurke, Minze und Kumin zum Abmildern der Schärfe. Als Vorspeise überzeugt uns besonders der fantastisch gewürzte Kohlrabi-Apfel-Salat. Das göttliche Mango-Lassi geht in seiner opulenten Süsse fast schon als Dessert durch. Wäre da nicht das göttliche Gulab Jamun aus Grieß, Milch und Rosenblättern, dass in der Nase entfert an Spritzkuchen erinnert. Die Preise sind dem Niveau des Restaurants entsprechend gehoben (15-21 Euro für die Vorspeisen, 21-27 Euro für die Hauptspeisen, Side Dishes 4-9 Euro). Dafür kommt das Essen ökologisch korrekt in stylischen Pappschachteln verpackt und ready-to-eat nach Hause. Das Aufwärmen entfällt, und in ganz Berlin ist die Lieferung ab 50 Euro Bestellwert frei. Zusätzliches Highlight: Restaurantleiter Mika Rahimkhan, der die besondere Gastfreundschaft des India Club sogar übers Telefon transportiert. Unser Tipp für besondere Anlässe!
India Club, Lieferservice von Donnerstag bis Dienstag von 15:00 – 21:00 Uhr
Feinkost mit Weinbegleitung: Restaurant Bricole
In unserer Liste für die besten Restaurants mit Take-away in Berlin darf das Bricole am Prenzlauer Berg nicht fehlen. Schließlich zählt das Restaurant mit den vielen köstlichen Kleinigkeiten zu den vielversprechendsten kulinarischen Orten Berlins. Nun hat pünktlich zum Lockdown wieder die PopUp-Feinkostwirtschaft Bricole geöffnet. Am Verkaufsfenster steht der wunderbare Gastgeber Fabian Fischer, der zu den appetitlich in Einmachgläsern verpackten Spezialitäten persönlich den passenden Wein für Zuhause empfiehlt. Heiß begehrt sind die Königsberger Klopse (perfekt aus Kalb und mit genau der richtigen Dosis Kapern) mit Nussbutter-Kartoffelpüree und Rotebeete-Salat. Köstlich zum Aperitiv das Malzbrot mit Karamell-Butter, Gänserillettes und Entenleberparfait – am liebsten würden wir alles gleich vor Ort auspacken und mit einem Glas Champagner in der weitläufigen Senefelder Straße verköstigen. Achtung: Am Nachmittag wird es meist schon knapp mit Klopsen, Bouillabaisse & Co., also rechtzeitig kommen!
Bricole Restaurant, Senefelderstraße 30, 10437 Berlin. Donnerstag bis Sonntag 13-18 Uhr.
Pizza napoletana mit Aperitiv: Antica Pizzeria da Michele
Eine neue Pizzeria genau zwischen den beiden alteingesessenen Pizza-Ikonen Prometeo und Malafemmena? Da hat sich die junge Neapoletanerin Roberta Marcone mit ihrer Antica Pizzeria da Michele from 1870 in der Schöneberger Fritz-Reuter-Straße ganz schön was getraut. Entsprechend neugierig waren wir auf das kurz vor dem ersten Lockdown eröffnete Restaurant mit dem markanten roten Holzofen. Die Pizzen sind riesig, der Teig aus frischer Hefe darf 24 Stunden lang gehen. Belegt wird er mit hochwertigen, regionalen Zutaten wie Friarielli (einer Art Grünkohl), Büffelmozzarella und Ciccioli (neapolitanischem Speck). Als glühende Pizza-Fans sind wir restlos begeistert. Allerdings sollte man sich angesichts winterlicher Berliner Temperaturen beim Verzehr auf der Palette um die Ecke beeilen. Der Spritz-to-go (die Kombi mit Pizza kostet von 13-15 Uhr nur 12 Euro) bleibt zwar kalt, die Pizza ist es nach 10 Minuten aber leider auch. Eine zweite Pizza haben wir mitgenommen und zu Hause für max. 5 Minuten in den 180 Grad heißen Ofen geschoben. Das Ergebnis war durchaus zufriedenstellend und immer noch 100 Mal besser als jede Pizza von einem der einschlägigen Pizza-Lieferservices der Stadt. Weil ihr Take-Away-Service so gut ankommt, öffnet Roberta jetzt übrigens auch am Donnerstag von 17-22 Uhr, zusätzlich zu Freitag-Sonntag 13-22 Uhr.
Antica Pizzeria da Michele, Fritz-Reuter-Straße 7, 10827 Berlin.
Take-Away statt Opening: Markt12 im 12seasons
Eigentlich sollte das 12seasons im ehemaligen Julep’s in der Giesebrechtstraße schon längst Tür und Küche geöffnet haben. Statt der geplanten Restauranteröffnung haben die Gastgeber Tim Hansen und Vitali Müller sowie Küchenchef Kamel Haddad die Aktivitäten kurzerhand VOR die Tür gelegt. Unter dem Interimsnamen “Markt12” wartet auf der hauseigenen Terrasse nun ein improvisierter, aber höchst stylisher Tresen auf hungrige und durstige Gäste. Wer mag, kann auch Eingemachtes und Eingekochtes wie Quitten-Marmelade, Rosmarin-Sirup oder hausgebackenes Sauerteigbrot und köstlich angemachte Butter mit nach Hause nehmen. Zu einem Glas köstlichem Bamberger Sekt locken kleine Gerichte wie köstliche Kartoffel-Butternut-Rösti mit Gorgonzola-Salbei-Creme oder Rote-Beete-Gnocchi. Besonders empfehlenswert ist die Wild-Bratwurst auf einem verboten leckeren Tomaten-Confit, dazu krosse Streifen aus Kartoffelschalen und Chili-Mayo. Zum Essen und Trinken kann man die nahegelegenen Verteilerkästen Corona-konform zu Tischen umfunktionieren oder das Ganze mitnehmen. Wer einen kleinen Vorgeschmack auf das zukünftige Fine Dining im 12seasons bekommen möchte, ordert für faire 40 Euro das nur am Wochenende vorbestellbare Menü zum Mitnehmen.
12seasons, Giesebrechtstraße 3, 10629 Berlin, Dienstag bis Samstag 12-20 Uhr
Fingerfood aus Tel-Aviv: Restaurant Joseph im Amano Hotel
Die besten Restaurants mit Take-away in Berlin wären nicht komplett ohne einen Vertreter der zur Zeit so angesagten israelischen Küche. Das Joseph im Hotel AMO by AMANO in der Friedrichstraße bietet zur Lockdownseason eine leicht abgespeckte Karte zum Mitnehmen an. Zu Hause angekommen, packen wir die ansprechend verpackten Speisen aus und stellen fest, dass wir noch nicht mal den Ofen anwerfen müssen. Alles präsentiert sich heiß, appetitlich und ready-to-eat. Besonders begeistert hat uns der Cheeseburger mit Süßkartoffeln, der sogar geviertelt noch ziemlich satt macht. Sehr empfehlenswert sind auch die Brotvariation mit Hummus, Tahini, Chimichurri und der geröstete Blumenkohl, hier mit Tomatensalsa und delikaten Salzzitronen. Auch die gefüllte Aubergine überzeigt auf ganzer Linie. Das Streetfood des Joseph ist ideal für einen entspannten Abend im Family-Style, das heißt wie in Tel-Aviv teilen und und von allem probieren. Das gilt übrigens auch für den hausgemachten, geheimnisvoll gewürzten Glühwein, der die Wartezeit im hübsch dekorierten Außenbereich versüßt – unbedingt kosten!
Joseph, Friedrichstraße 113, 10117 Berlin, Mo-Fr 12-20 Uhr, Sa 15-20 Uhr
Vakuumierte Geschmacksbomben: Der Schüsseldienst
Wer trotz Homeoffice und Lockdown nicht auf gesundes, leckeres Essen verzichten will, aber keine Lust aufs Schnippeln und Kochen hat, kann sich beim Schüsseldienst eindecken. Felix Mielke bietet seine warmen Schüsseln nämlich auch vakuumiert zum Mitnehmen an. Wir entscheiden uns gegen die vielgepriesene Ente à l’Orange und für die vegetarische Option, den gebackenen Spitzkohl mit Brotcrumble, Pilz-Polenta, Edamame und Miso Mayo. Zu Hause folgen wir den präzisen Instruktionen und haben nach 20 Minuten ein ausgesprochen köstliches Gericht auf dem Tisch. Faszinierend, zu welchen kulinarischen Höhen sich ein Spitzkohl unter dem EInfluss von Felix Mielke aufschwingen kann! Die mit Vakuum verpackten Fine-Dining-Imbisse sind zwei Tage haltbar und können zum Ladenpreis als Duo ab 19 € oder als Viererpackung ab 38 € spontan oder auf Vorbestellung innerhalb der Öffnungszeiten abgeholt werden. Einen Lieferservice gibt es für dieses Special nicht, während alle anderen Speisen des Schüsseldienst über Lieferando bestellt werden können.
Schüsseldienst, Akazienstr. 3a, 10823 Berlin. Montags von 12.00 – 16.00 Uhr und dienstags bis samstags von 12.00 – 21.00 Uhr für Abholer geöffnet.
Champagner & Cheeseburger: Schlosshotel im Grunewald
Das perfekte Lunch-to-go nach einem Herbstspaziergang gibt es im Schlosshotel am Grundwald. Der köstliche hausgemachte Cheeseburger mit verführerischen Brioche-Brötchen und die weltbesten, crispy Pommes haben definitiv Suchtpotenzial. Als (wahrscheinlich nur gefühlt) leichte Alternative reicht die Schlossküche ein cremiges Maronensüppchen, das an kalten Tagen Seele und Füße wärmt. Passend zum noblen Ambiente des von Hoteldirektor Stefan Athmann wieder zum Leben erweckten Schlosshotel trinken wir ein Glas Ruinart Champagner. Wer den nicht mag (gibt’s das?), greift zum Brombeer-Vermouth-Glühwein oder zu einem der exzellent gemixten Cocktails von der Hotelbar. Unsere Empfehlung für einsame Westberliner Adventssonntage ohne Weihnachtsmarkt im Grunewald!
Schlosshotel Berlin by Patrick Hellmann, Brahmsstraße 10, 14193 Berlin.
Take-Away: Das beste Mittel gegen den Corona-Blues
Abgesehen davon, dass wir nach der letzten Woche kurz vor dem Platzen standen, war unsere Genussreise durch die besten Restaurants mit Take-Away in Berlin ungemein spannend. Von Charlottenburg bis Prenzlauer Berg, von Schöneberg bis MItte konnten wir uns persönlich davon überzeugen, mit viel Engagement ambitionierte Gastronomen dem Lockdown trotzen. Wir freuen uns, wenn ihr diese und alle anderen Restaurants tatkräftig unterstützt, damit es euer Lieblingsrestaurant auch nach COVID-19 noch gibt. Viel Spaß beim Verkosten und vor allem: Bleibt gesund!