Jäger & Lustig: Feine Heimatküche in Berlin-Friedrichshain

Das rustikale Ambiente ist geblieben, die Küche des neuen Restaurants Jäger & Lustig in Berlin-Friedrichshain hingegen setzt auf kreative Heimatküche. Die Eröffnung war eigentlich schon 2019, kurz danach musste das Restaurant allerdings pandemiebedingt wieder schließen. Einst traf sich hier die DDR-Politprominenz , um Wildspezialitäten zu genießen – gerne mit vorher selbst erlegtem Waldtier. Trotz moderner Holzmöbel und Neon-Installationen bleibt ein Hauch von sozialistischer Jagdromantik im 260 m2 großen Restaurant spürbar. Genau das macht es im historischen Sinn authentisch und atmosphärisch wie kulinarisch zum Unikum im ansonsten kosmopolitisch-hippen Friedrichshain.

Revival der Heimatgefühle

„Wir feiern die gute Küche, mit der wir Heimatgefühle verbinden“, sagt Inhaber Alexander Freund. Der Erfolg gibt ihm Recht: Das Jäger & Lustig ist an einem ganz normalen Winter-Mittwoch voll besetzt, und zwar quer durch alle Altersklassen. Spätestens um halb neun haben sich die letzten Tische mit deutlich jüngeren Semestern gefüllt. Freund hatte offenbar eine gute Nase: Zwischen den allgegenwärtigen Sushi, Pizza und Burgern hat sich ein neues Selbstverständnis der deutschen Küche entwickelt, das jenseits von reaktionärer Deutschtümelei anzusiedeln ist. Vielmehr tragen der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Regionalität dazu bei, um sich neu und genussvoll traditionellen Rezepten aus Deutschland anzunähern.

Jägerbrote, Bulette und Hackepeter

Auch Freunds Jäger & Lustig-Mitstreiter Ansgar Niklas (Gastgeber) und Sven Jahn (Küchenchef) haben sich lange mit der Frage beschäftigt, was die deutsche Küche eigentlich ausmacht. Mit derber Hausmannskost und meist trister, “gutbürgerlicher” Convenience-Küche hat das Ergebis nichts zu tun. Auch wir haben an diesem nasskalten Dezemberabend so richtig Lust auf leckeres, unkompliziertes Essen, das die Seele wärmt. Und werden nicht enttäuscht. Wir starten mit zwei Jägerbroten, einmal belegt mit gebratenen Steinpilzen, einmal mit Hackepeter. Letzterer kommt stilecht mit roten Zwiebelringen, Gewürzgurke , Eigelb und Kapernäpfeln. Zusammen mit Buletten nach Berliner Rezept ist das genau der richtige Einstieg für einen gemütlichen Abend. Erinnerungen an die Partys der letzten 20 Jahre kommen auf, und ein Battle um das beste Frikadellen-Rezept entflammt. Dazu passen ein nur hier erhältliches Kräusenbier oder eine “Schwarze Heidi” mit Riesecco, Holunderblütensirup, frischer Minze, Johannisbeersaft und Lime Juice. Auf der Weinkarte findet sich Exklusivabfüllungen von der badischen Weingenossenschaft Durbacher, rote Raritäten aus Österreich und eine Auswahl von Markus Schneider.

Selbstbewusste Klassiker

Mit einem sauber zubereiteten, einwandfreien Wiener Schnitzel und mit Möhren garnierten Königsberger Klopsen geht die Soulfood-Reise weiter. Aufs Schönste, denn Sven Jahn legt Wert auf feine Aromen und beste Zutaten, immer mit viel Liebe zum Produkt und handwerklicher Verarbeitung. „Wir machen alles selbst und möchten die Klassiker mit feinen Nuancen selbstbewusst präsentieren, wie es die deutsche Küche verdient.“ Die Karte wechselt mindestens dreimal im Jahr und Saisonhighlights wie Kürbis, Grünkohl oder Gans – an unserem Nachbartisch wurde eine davon fachgerecht tranchiert – ergänzen das Angebot. Auch internationale (vegetarische) Klassiker wie geflämmter Ziegenkäse finden sich auf der Karte, verblassen hier geschmacklich aber ein wenig. Lieber zurück zu Speisen, die wie der Kalte Hund nach Rezept von der Berliner Oma Kindheitserinnerungen wecken und unser Mahl mit satt-wohligem Gefühl beschließen lassen.

Jäger & Lustig ist montags bis sonntags von 12:00 bis 24:00 Uhr geöffnet. Das Restaurant verfügt über 130 Plätze innen und 146 Plätze im Biergarten. Reservierungen und Event-Anfragen per E-Mail an info@jaegerundlustig.de oder telefonisch unter 030 2900 9912. Weitere Informationen unter www.jaegerundlustig.de.

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