Wer weiße Würfelhäuser und blaue Kuppelkirchen erwartet, wird von Griechenlands größter Insel enttäuscht: Kreta mutet vielfach festländisch an, und ihre Schönheit erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Meine Aperitivista-Kollegin Martina weiß ein Lied davon zu singen, als sie vor kurzem in einer Art kretischem Ballermann (siehe Ihren Blogpost “Kreta: Hippie und Horror”) landete. Viele Küstenabschnitte sind durch den intensiven Tourismus verschandelt, die zahlreichen Bauruinen legen wie in anderen Massentourismusregionen Zeugnis von Fehlspekulation ab. Insgesamt gilt, dass die Südküste sehr viel unberührter ist als der Norden, und so hat sich die Insel uns von Ihrer schönsten, ursprünglichsten Seite präsentiert – und gleichzeitig als die mehr als angemessene Kulisse der Traumhochzeit “Nanna & Dirk say Yes”.
Die Einladung kam im grauen Berliner November. Michele und ich buchten also die Flüge, ein Zimmer im Agios Pavlos Hotel (wir wählten angesichts eines gewissen Ruhebedürfnisses die nur 400 m entfernte Dependance Kavos Melissa mit spektakulärem Blick) an Nannas Sehnsuchtsort in einem nahezu unverfälschten Ort an der pittoresk zerklüfteten kretischen Südküste. Die Webseite schwärmt von “enjoy unforgettable moments at the family run Agios Pavlos Hotel with direct access to the wonderful sandy beach, discover the unspoilt nature far away from mass tourism and taste the delicious Cretan food at the Agios Pavlos restaurant” – das ist bis auf eine kleine Ausnahme keinesfalls übertrieben. Nur “delicious food” assoziiert man nun wirklich nicht mit der kretischen im Speziellen und der griechischen Küche im Allgemeinen. Ok, für alle, die jetzt laut aufjaulen: Ja, auf der Insel gibt es gute Produkte, hervorragendes Olivenöl und frischen Fisch, Joghurt, Thymianhonig, Nüsse und Kräuter. Auch den einen oder anderen passablen Wein. Alles lecker, aber die Köche beweisen (im Gegensatz zu den benachbarten türkischen Kollegen) nicht eben viel Fantasie, so dass man angesichts von Pasten, Bauernsalat und gebratenen Kalamari relativ schnell verzweifelt und sich sehnsüchtig fragt, wie wohl die griechische Sterneküche schmecken könnte. Dafür hätten wir allerdings nach Athen fahren müssen, in dem sich die insgesamt fünf (!) Sterne-Restaurants des Landes befinden. Also keine Option, und letztendlich spielte das Essen angesichts der überwältigenden positiven Schwingungen selbst für mich eine überraschend untergeordnete Rolle.
Die Hochzeitseinladung erwies sich als ideal ausbalancierter Urlaubsmix: unter den 70 Hochzeitsgästen fanden sich immer interessante Gesprächspartner, einig in der Freude über dieses großartige Ereignis und die Magie des Ortes. Auf der anderen Seite konnten wir in Ruhe die Insel erkunden und machten uns auf ins Hinterland zum schönen Örtchen Spili, um Olivenöl, Wein und Schafskäse einzukaufen und bei herrlichstem Wetter die lokalen Süßigkeiten zu einem griechischen Frappé zu kosten. Unvergesslich auch eine der unserer Meinung nach schönsten Küstenstraßen, die mit einem Kleinwagen kaum zu meisternde Schotterpiste nach Agia Galini. Hier stellte sich allerdings heraus, dass der Weg das Ziel war, denn der kleine Hafenort wimmelt nur so von siebensprachigen Speisekarten vor Restaurants, die man AUF GAR KEINEN FALL (wie Martina sagen würde) betreten möchte. Wir wichen aus ins schöne Irini Mare und genossen einen Aperitif im Garten des gerade nach der Winterpause wiedereröffneten Hotels
Das Fest erstreckte sich über mehrere Tage und startete mit Dirks Geburtstag am Samstag Abend, bevor sich das Brautpaar am Montag am Strand das Ja-Wort gab. Im Vorfeld übten wir in unserem kleinen Paradies Sirtaki, den seit Alexis Zorbas legendären kretischen Tanz und legten Hand an bei der von der kreativen Nanna ersonnenen Hochzeitsdeko.
Und wir probten in jeder freien Minute: Wunsch des Brautpaares war nämlich ein Beitrag zum Abendprogramm. Zum Glück hatten Astrid und ich unsere Comedy-erfahrene und ideenreiche Freundin Irina von Bentheim an Bord, die uns ein köstliches kleines Theaterstück zum Thema “Warum haben Nanna & Dirk eigentlich geheiratet” schrieb. Danke nochmal, Irina, für Deine Geduld, vor allem mit mir….und danke Vangelis für die gebratenen Nudeln für Nanna und Dirk am Morgen danach:)
Während wir ein letztes Bad im eiskalten, aber herrlichen Meer nahmen und uns aufbretzelten, waren einige treue Seelen immer noch mit den letzten Arbeiten an der Strandkulisse beschäftigt. Der Bürgermeister von Spili sprach nur Griechisch und wollte die Hochzeitsgäste unbedingt mit der auf Kreta obligatorischen Zigarette in der Hand trauen, als die resolute Wedding Plannerin Lena Herrgesell ihm diese rigoros entwendete, Dirk den Übersetzer vom Hof bzw. Strand jagte und zumindest die deutsche Trauung dann letztendlich von der unermüdlichen Lena (nachdem vorher schnell noch vom Griechischen ins Englische und dann ins Deutsche übersetzt wurde) vollzogen wurde. Herrlich war es dort am Strand, und wirklich fast alle hatten sich an Nannas Dresscode “Lang, glamourös, Hollywood” gehalten – Nanna Kuckuck und viele der weiblichen Gäste selbstredend in Nanna Kuckuck. Als Aperitivista durch und durch freute ich mich natürlich besonders auf den Sektempfang. Nach ausgiebiger Verkostung war die Wahl des Brautpaares auf einen hervorragenden griechischen Schaumwein gefallen – der schafft es definitiv auf unsere Favoritenliste!
Nanna & Dirk, ihr habt euch nach 12 Jahren getraut! Danke für diese einmaligen Tage mit wunderbaren Menschen, einer magischen Kulisse und unvergesslichen Erinnerungen – ihr habt die Gratwanderung zwischen Perfektion und Herzlichkeit, zwischen Glamour und Authentizität bravourös gemeistert! Kreta, wir kommen wieder!
Liebe Gesa, der Text ist großartig und besser hätte man es nicht ich zauberhafte Worte verfassen können ! Ein Geschenk noch im nachhinein! Liebe Grüße Nanna, die Braut, die sich traut ! 🙂
Liebe Gesa, der Text ist großartig und besser hätte man es nicht in zauberhafte Worte verfassen können ! Ein Geschenk noch im nachhinein! Liebe Grüße Nanna, die Braut, die sich traut ! 🙂
Es war mir ein Vergnügen Nanna – der Dank gilt Dir!!!❤️