Es ist Sommer in Berlin, genauer gesagt: Hochsommer mit Temperaturen, die bereits Ende Mai über die 30 Grad-Marke kletterten. Passend dazu fand einer der legendären Weinabende im Württemberger Weinhaus zum Thema “Blanc de Noirs und Rosé” statt. Viele denken bei Rosé vor allem an Südfrankreich und das Mittelmeer, und lange trank man diese Weine allerhöchstens in Kombination mit Lavendelduft, Zikadengesang und Urlaubsfeeling. Inzwischen hat sich einiges getan auf dem weiten Feld der Blanc de Noirs und Rosé, und besonders Württemberg mit seinen vielen roten Trauben bietet hier einiges.
Das Aperitivista-Herz schlägt direkt beim Begrüßungssekt höher: nicht nur, weil das erste Glas das Schönste des Abends ist, sondern auch, weil wir den Schwarzriesling Blanc des Noirs Brut der Lauffener Weingärtner im Glas haben. Der sortenreine Sekt ist weiß aus roten Schwarzriesling-Trauben gekeltert. Bei dieser besonderen Kategorie handelt es sich um Weißweine aus roten Trauben, bei denen die Beeren mit flachen Pressen und relativ schnell abgepresst werden, ohne dass die vor allem in den Schalen sitzenden Pigmente den Saft färben – berühmtestes Beispiel für Blanc de Noirs ist der Champagner, und genau daran erinnert dieser feine Sekt auch. Auf dem Etikett ist er als “Brut” gekennzeichnet, d.h. dass der Restzuckergehalt 15 g (hier 10g) unterschreiten muss. Somit liegt er in der Mitte der Skala – ein Brut nature darf hingegen nur noch max. 3 g Restzucker aufweisen. Vom nicht nur amüsanten, sondern auch sehr kundigen René Arnold, der seit drei Jahren das Württemberger Weinhaus führt, lernen wir, dass Württtemberg nach der Champagne das größte Anbaugebiet für diese Traube ist, die auf Französisch Pinot Meunier (“Müllerrebe”) heißt und neben Chardonnay und Pinot Noir eine der drei Champagnertrauben ist.
Als Fan der typisch Württembergischen Traube Lemberger war ich besonders gespannt auf den weiß gekelterten Lemberger Blanc de Noirs der Genossenschaftskellerei Heilbronn Erlenbach Weinsberg, der in dieser Form sehr viel frischer, aber nicht minder charakteristisch daher kam als das rote “Original”. Nach einem weiß gekelterten Schwarzriesling und einer Cuvée aus Trollinger und Lemberger gehen wir zu Rosé und Weißherbst über, bei denen etwas mehr Farbe zugelassen ist als beim Blanc de Noirs. Der nur in Deutschland produzierte Weißherbst muss rebsortenrein sein – so wie der von uns verkostete Lemberger Weissherbst vom Wein-Konvent Dürrenzimmern – eine Cuvée wäre beim Weißherbst nicht erlaubt. Beim Rosé hingegen schon – er kann, muss aber nicht reinsortig sein. Und weil Rosé so schön modern klingt und im Trend liegt, wird so mancher den Kriterien eines Weißherbstes genügender Wein heute lieber Rosé genannt. Der Trollinger Rosé vom Collegium Wirtemberg war mir etwas zu bonbonig, während der Muskattrollinger Rosé von der Remstalkellerei seinen parfümierten Charme hatte.
Wie immer im Württemberger Weinhaus hatten wir einen tollen Abend mit bezaubernden Tischnachbarinnen. “Mehr braucht man nicht für den Sommer” fasste René das Anziehende, Frische, Spritzige dieser Weine zusammen – und so ging auch kaum jemand ohne eine Kiste mit seinen Lieblings-Rosés und Blanc de Noirs nach Hause.