Irgendwann packt sie mich immer, die Sehnsucht nach Italien. Ganz besonders liebe ich das Veneto mit Treviso und Venedig. Im Juni 2023 hatte ich im Rahmen einer Reise ins Prosecco DOC die Gelegenheit, die Liebe für das Land mit der Leidenschaft für Bollicine und den Aperitivo zu verbinden. Sanfte Hügellandschaften, pittoreske Städte und eine trinkfreudige Genusskultur prägen die Region, die sich von den Ausläufern der Dolomiten bis zur Adria erstreckt. Der Prosecco verkörpert dieses Gefühl aufs Prickelndste: Seine blumig-fruchtige Leichtigkeit mit dem zarten Duft passt zu jeder Gelegenheit und ist zudem eine ideale Basis für köstliche Aperitif-Getränke. Von unserer Reise ins Prosecco DOC habe ich Angeberwissen über Prosecco, eine Spritz-Kreation und Aperitivo-Tipps für Treviso und Venedig mitgebracht.



Was ist eigentlich Prosecco?
Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich dabei nicht um das italienische Pendant zum Sekt und somit einen Oberbegriff für alle Schaumweine aus Italien. Vielmehr ist Prosecco die Bezeichnung für das Anbaugebiet, das fünf Provinzen im Veneto und 4 in Friaul-Julisch-Venetien umfasst. Die geschützte Herkunftsbezeichnung Prosecco DOC (Denominazione di origine controllata) regelt seit 2009 die Auflagen für Anbau und Ausbau. Für das Prosecco-Kerngebiet Conegliano Valdobbiane existiert zusätzlich die Bezeichnung DOCG (Denominazione di origine controllata e garantita).
Im Rahmen der DOC-Zertifizierung in 2009 bekam die Prosecco-Traube auch ihren alten Namen „Glera“ zurück, um zu verhindern, dass sich Weine auch außerhalb des DOC-Gebietes Prosecco nennen konnten. Ein echter, zertifizierter Prosecco DOC besteht zu 85 % aus Glera und darf maximal 15 % andere lokale Sorten wie Verdiso, Perero, Bianchetta, Chardonnay und Pinot Bianco enthalten. Im Gegensatz zu Champagner, Crémant oder Winzersekt werden alle Prosecco-Weine nach der Charmat- oder Martinotti-Methode („Metodo italiano“) hergestellt, bei der die zweite Gärung im Drucktank und nicht in der Flasche stattfindet. Es gibt ihn als Frizzante (Perlwein) und Spumante (Schaumwein) in verschiedenen Stilen vom Brut Nature mit maximal 3 g bis zum Demi-Sec mit bis zu 50 g Restzucker. Die beliebteste Variante ist mit 65% der Extra Dry.
Als Antwort auf den internationalen Trend lancierte das Konsortium 2020 den Prosecco DOC Rosé. Er besteht zu 85% aus Glera und 10-15% als Rotwein vinifiziertem Pinot Nero, der nicht nur für die zartrosa Farbe, sondern auch für zusätzliche Aromen von roten Früchten und mehr Struktur sorgt. Er ist als Brut Nature, Extra Brut, Brut und Extra Dry erhältlich.



Woran erkenne ich guten Prosecco?
Einen echten Prosecco DOC erkennst Du daran, dass jede Flasche eine blaue Banderole (beim DOCG ist sie braun) und das Prosecco DOC-Siegel mit Angaben zu Zuckergehalt, Alkohol, Herkunft etc. trägt. Er darf nur in Flaschen, nicht ins Fass oder in die Dose abgefüllt sein. Ein vernünftiger Richtwert für einen guten Prosecco DOC sind Preise zwischen 7 Euro und 15 Euro. Im Supermarkt finden sich in dieser Klasse vertretbare Mainstream-Marken, darunter Valdo oder Zonin mit dem Prosecco DOC Spumante Brut, während handverlesene, kleinere Anbieter eher im (Online-) Fachhandel und in hippen Weinbars gelistet sind. Achtung auch in Restaurants: Ein Prosecco DOC mit geschützter Herkunftsangabe wird in der Regel auch so ausgewiesen, wenn hingegen schlicht „Prosecco“ auf der Karte steht, kommt wahrscheinlich das Billigste vom Billigsten auf den Tisch. Und das braucht niemand – nach einer Reise ins Prosecco DOC erst recht nicht.
Vom Geschmack her erkennst Du Prosecco an seinem charakteristischen zarten Duft nach Weißdorn, Jasmin und grünem Apfel und seiner Frische, da die beim Champagner oder anderen Flaschengärsekten entstehenden Hefearomen beim Prosecco entfallen. Dank der hohen Säure der Glera-Traube und einen moderaten Alkoholgehalt entsteht eine ausgewogene Balance mit schönem Trinkfluss. Ein hochwertiger Prosecco DOC entfaltet seine fruchtigen Noten von Apfel und Birne in der Extra Dry und der Brut Variante besonders gut.
Mixen mit Prosecco



Je weniger Restzucker ein Prosecco hat, desto besser passt er zum Aperitif, während süßere Stile sich gut zum Käse und zum Dessert eignen. Außerdem ist Prosecco eine ideale Basis für Mixgetränke. Berühmte Drinks sind der Aperol Spritz, der Bellini mit weißem Pfirsichpürre oder der Hugo mit Holunderblütensirup und Minze. Super schmeckt Prosecco DOC auch mit dem Aperitivo Nonino. Letztes Jahr ist nach einem Social Media-Video ein wahrer Hype um den Negroni Sbagliato (ein gutes Rezept findet ihr hier: hier) ausgebrochen, der 1972 in der Mailänder Bar Basso aufgrund einer Verwechslung (sbagliato heißt falsch) von Prosecco mit dem eigentlich vorgeschriebenen Gin entstanden ist.
Rezept für den Raboso Spritz Arianna


Im Rahmen der Reise ins Prosecco DOC statteten wir Antonio Facchin in San Polo di Piave einen Besuch ab. Hier haben wir nicht nur Prosecco DOC, heimischen Spargel und Riesen-Oliven probiert, sondern auch die anderen Weine des 1870 gegründeten Weingutes. Dazu gehört die autochtone rote Rebsorte Raboso Piave, aus der Angelo den Dessertwein “Fior di Raboso” hergestellt hat. Zusammen mit Prosecco DOC Millesimato Brut brauchen wir ihn für den Raboso Spritz Arianna, den Angelo Facchin für Aperitivista kreiert hat. Er vereint die Frische und Säure des Prosecco Brut mit den Aromen von Kirsche, Marzipan und Rosenblättern.
Raboso Spritz Arianna
2 cl Fior di Raboso
6 cl Prosecco DOC Brut
3 cl Soda
Zitronenzeste, Minze
In ein vorgekühltes Glas einige Eiswürfel geben. Den Fior di Raboso-Likör dazugeben, mit Prosecco DOC auffüllen und vorsichtig umrühren, damit der Prosecco die Kohlensäure nicht verliert. Mit einem Sparschäler ein Stück Zitronenschale abschälen, den Cocktail damit garnieren und ein paar Blätter Minze hinzugeben – fertig!
Aperitif-Tipps für Treviso und Venedig
Dass Prosecco vor Ort am besten schmeckt, versteht sich von selbst. Ein perfekter Ausgangspunkt ist Treviso, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und eine der schönsten italienischen Städte überhaupt. In jedem Lokal gibt es hier guten Prosecco DOC. Unser Tipp: Die Weinhandlung in der Casa dei Carraresi verfügt über eine ausgezeichnete Auswahl an Prosecco, die man gegen ein Korkgeld von 50% zu der hervorragenden modernen Küche im dazugehörigen Restaurant Ca’ dei Brittoni trinken kann. Die Poolposition im Vitra-Bürodrehstuhl mit Blick auf den Kanal gibt es kostenlos dazu.



Köstliche Aperitivi auf Prosecco-Basis – zum Beispiel den ur-venezianischen Select Spritz – gibt es zu typischer Küche und kleinen Häppchen zu ausgesprochen smarten Preisen in der Osteria Acquasalsa, Vicolo Pescheria, 43, 31100 Treviso. Das Originalrezept für das berühmte Tiramisu soll von Alba Campeol aus dem Restaurant Beccherie in Treviso stammen. Dort kann man das Original heute noch genießen, idealerweise in Begleitung eines Prosecco DOC Dry oder Extra Dry.
Deutlich voller als Treviso, aber immer wieder atemberaubend ist Venedig. Wer Kirchen, Campi und Kunst hinter sich hat, entdeckt eine andere Seite der Stadt bei einer Tour durch die Bàcari. Das sind rustikale Weinlokale, die mittags und vor allem zur frühabendlichen Aperitivo-Zeit kleine Häppchen (Cicchetti) im Stehen servieren. Es gibt sie direkt an der Rialto Brücke (Bancogiri, Il Diavolo e L’Acqua Santa, in Cannareggio (Ostaria al Ponte, Ai promessi sposi, Alla vecia carbonera) und in Dorsoduro (Osteria Al squero). Guten Prosecco, pur oder als Select, Cynar oder Aperol Spritz gibt es überall – Cin cin auf die Serenissima.
Die Reise fand mit Unterstützung des Consorzio Tutela di Prosecco DOC statt.