Fine Dining Hotspot an der Potsdamer Straße
Wer Billy Wilders Klassiker kennt, denkt unwillkürlich an verruchtes Pariser Nachtleben und eine unwiderstehliche Lebedame mit Hang zu exzentrischen Schlafmasken. So erinnern im neuen Restaurant Irma La Douce in der Potsdamer Straße denn auch ein Foto von Shirley Maclaine und eine Uhr an den legendären Film. Genau wie das Golvet, das gerade zum Aufsteigerrestaurant der Berliner Meisterköche 2019 gekürte Panama und die Victoria Bar hat es sich in der einst schmuddeligen Nachbarschaft der Potse angesiedelt. Als “Restaurant mit einem französischen Gedanken” will sich der neue Fine-Dining-Hotspot verstanden wissen. Versprochen wird eine “leichte, frische und experimentierfreudige Neuinterpretation” der klassisch französischen Küche, begleitet von Champagner und einer vorwiegend französischen Weinauswahl.
Eingespieltes Team aus Gastro-Profis
Ins Team des Restaurants Irma La Douce hat sich Eins44-Betreiber Jonathan Kartenberg zwei Profis mit einschlägiger Gastro-Vergangenheit ins Boot geholt: Küchenchef Michael Schultz hat zuletzt die Küche im Golvet geleitet und davor im Rutz Restaurant und im Vau gekocht. Sommelier Sascha Hammer war ebenfalls im Vau und lange das Wein-Gesicht von Matthias Gleiß’ Volt. Das Interieur im Stil einer Pariser Brasserie ist weitgehend vom Vorgänger Brasserie Lumières erhalten geblieben. Hinzu kamen unter anderem ein amtlicher Weinkühlschrank und individuell dimmbare Tischlämpchen, damit jeder Gast sich seine eigene Lichtstimmung zaubern kann. „In unserem neuen Restaurant möchten wir die moderne französische Genusswelt feiern“, erklärt Kartenberg. „Genau wie Irma aus dem gleichnamigen Film leben wir einen ganz eigenen Stil, der nichts ausschließt.“
Französisch mit Twist: Die Vorspeisen
Beim Aperitif setzt das Restaurant Irma la Douce ganz auf Champagner. Faire 10 Euro kostet das Glas Deutz, weitere 50 Sorten Champagner und 300 Weine stehen zur Auswahl. Passend zum Schampus werden typisch französische Vorspeisen gereicht, immer mit experimentellem Twist: Die Felsenaustern kommen mit Melonenschinken, geräucherter Crème fraîche und Ossietra-Kaviar, der auf einem Stück Landbrot servierte Tartar mit eingelegter Tomate. Die Entenleberterrine wird statt mit klassischer Brioche mit Mutzen serviert, aufregend ergänzt durch eine süßsaure asiatische Note aus Shiso und Pflaumenwein. Mit Früchteteearomen spielt die zusammen mit Sellerie und roter Beete angerichtete Makrele so gekonnt, dass aus dem rustikalen Fisch eine elegante, geschmacksexplosive Vorspeise wird. Nicht zu vergessen das Sauerteigbrot mit Frankfurter-Soße-Butter – einer großartig aromatischen Kräutermischung, die in Berlin viel zu selten auf den Tisch kommt.
Klassisches Handwerk, top Produkte
Das Reh mit Kürbis, Churros und Ras el Hanout ist untadelig gegart und schmeckt dank der orientalischen Gewürzmischung herrlich weihnachtlich. Ein solides Gericht, das nicht ganz so zu begeistern weiß wie die als Zwischengericht deklarierte vegetarische Geschmacksexplosion mit Schwarzwurzel. Garniert mit einer hefigen Hollandaise, Pinienkernen, Birnenessig und einer ordentlichen Portion Trüffeln begeistert sie auf ganzer Linie. Toll auch die Weinauswahl von Sascha Hammer, der an diesem Abend immer gleich zwei Weingläser zur Auswahl einschenkt. Zu unserem Glück mag er uns als dezidierter Liebhaber deutscher Weine den Riesling “Marienburg Fahrlay” Großes Gewächs von Clemens Busch nicht vorenthalten. Ansonsten dominieren hervorragende französische Positionen auf der umfangreichen Weinkarte des Irma La Douce. Die Palette reicht vom Pouilly Fumé, Domaine de Fontenille an der Loire (54 Euro) über den Silice Blanc – Saint Joseph von der Domaine Coursodon an der Rhône bis zum Spitzen-Bordeaux Chateau Cheval Blanc /Saint-Émilion Grand Cru Classé A für 571 Euro.
Süßer Abschluss und Fazit
Nicht, dass wir noch Platz für ein Dessert gehabt hätten. Aber das geht ja bekanntlich immer, und es lohnte sich für den Savarin mit Mango und einer delikaten Kamille-Honignote. Sascha Hammers Weinpairing passt auch hier perfekt: Der1995 Riesling “Thörnischer Ritsch” Auslese Weingut Ludes von der Mosel rundet das Dessert mit gut ausbalancierter Süße wunderbar ab. Ebenfalls lecker die Käseauswahl vom Wilmersdorfer Maître Philippe beziehungsweise seinen Töchtern – besser können französische Käse in Berlin kaum sein. Ob wir das Restaurant Irma La Douce empfehlen können? Unbedingt für alle, die französisches Fine Dining in einer gepflegten Fin-de-Siècle-Atmosphäre mögen und Spaß an ungewöhnlichen Aromen und Kombinationen haben. Wein- und ChampagnerliebhaberInnen werden das Irma La Douce mit Sicherheit lieben. Zudem eignet es sich für den Pré-Theâtre-Apéritif genauso wie für ein ausgedehntes Abendessen mit Freunden. Von uns ein klares Bravó – wir wünschen dem megasympathischen Gastgeber-Trio viel Erfolg!

Irma La Douce, Potsdamer Straße 102, 10785 Berlin, irmaladouce.de