Restaurant Lubitsch: Großes Genuss-Kino in Charlottenburg

Zwischen Ku’damm und Savignyplatz befindet sich mitten in einem der schönsten Viertel Westberlins das Restaurant Lubitsch. Und genau hier passt das französisch angehauchte Bistrot mit einem Namen, der auf den kongenialen Berliner Schauspieler und Regisseur Ernst Lubitsch zurückgeht, bestens hin. Es reiht sich nahtlos in die Tradition von Berliner Institutionen à la Borchardt, Manzini und Grosz ein. Kein Wunder, denn genau von diesen Stationen kennen und lieben wir den gebürtigen Hamburger Ole Cordua. Er ist seit 2018 Inhaber des Lubitsch und zählt für mich zu den großartigsten Gastgebern Berlins. Mit dem kurz nach dem Mauerfall gegründeten Lokal verwirklichte sich Cordua gemeinsam mit seiner Frau Caroline den Traum vom eigenen Restaurant: „Die Zeit stimmte, die Straße, die Location – das Lubitsch war und ist der perfekte Ort.“

Frische Vorspeisen mit Twist

Perfekt präsentiert sich nicht nur die Location, sondern auch das, was im Restaurant Lubitsch auf den Teller kommt. Wir starten mit etwas, das ursprünglich als Gurkensalat auf der Karte stand. Nun wird es weit orgineller in Form eines geeisten Landgurken-Süppchens mit einer Art Börek serviert. Ebenso sommerlich schmecken der Salat aus großartig aromatischen bunten Tomaten und die Romanasalatherzen mit Avocadospalten. Küchenchef Michael Weigt, der seit 2019 zum Team des Restaurant Lubitsch gehört, erweist sich als echter Glücksgriff. Der gebürtige Görlitzer hat sich u.a. als Küchendirektor von Jo Laggner, als Chef de Cuisine im Tucholsky und zuletzt als Küchenchef im Borchardt einen Namen gemacht.

Modern interpretierte Klassiker zwischen Berlin, Paris und Wien

Neben saisonal wechselnen Gerichten stehen Klassiker der Brasserie-Küche auf der Karte des Restaurant Lubitsch. Dazu zählen u.a. Steak Frites, Plateau de Fruits de Mer und Barbarie-Entenbrust genauso wie hervorragendes Wiener Schnitzel, Original Königsberger Klopse und Senfeier. Verwendet werden ausschließlich hochwertige, marktfrische und vorwiegend regionale Zutaten, die von ausgewählten Lieferanten stammen. „Wir interpretieren traditionsreiche Gerichte neu, nehmen ihnen die Schwere, das Mächtige, modeln sie dezent um, machen sie leichter und zeitgemäßer“ sagt Ole Cordua. Die Idee geht auf, denn eines dieser klassischen Gerichte schmeckt besser schmeckt als das andere. Das liegt aber nicht nur an den Zutaten, sondern auch am Savoir-faire von Michael Weigt. Bei den Senfeiern etwa sorgt das pochierte und gebackene Ei für ein wunderbares Zusammenspiel aus Cremig- und Knusprigkeit, und das Wiener Schnitzel besticht mit bestem Kalbsfleisch und hat den Anspruch, noch etwas besser zu sein als etwa das des Borchardts – das Ergebnis überzeugt auf jeden Fall.

Ganz großes Westberliner Kino

Zum Abschluss gab es dann noch einen Käsekuchen, den ich angesichts seines exorbitanten Fettgehaltes normalerweise nur in homöopathischen Dosen verzehrt hätte. Dieses Exemplar schmeckte allerdings so köstlich, dass ich ihn bis auf den letzten Krümel inhaliert habe. Er war das i-Tüpfelchen, für das sich das Restaurant Lubitsch als Ort mit hohem Wohlfühlfaktor und mit Zeug zu einer echten Westberliner Institution erwiesen hat. Jenseits des schnelllebigen Berliner Restaurant-Hypes erleben wir hier ein tröstlich konservatives Verständnis von Gastlichkeit – und großes Restaurant-Kino. Das gefällt übrigens auch der Tochter des Namensgebers, Nikola Lubitsch, die nicht nur ein treuer Gast, sondern auch eine Freundin des Hauses ist. Vielleicht schaut auch Filmproduzentin Regina Ziegler, die als Besitzerin der legendären “filmkunst 66” zu den Nachbarinnen zählt, gelegentlich rein. Wir jedenfalls kommen auf jeden Fall wieder. Ist ja glücklicherweise quasi vor der Haustür, das Lubitsch.

Lubitsch, Bleibtreustraße, 10625 Berlin | http://www.restaurant-lubitsch.de

Täglich ab 12 Uhr mittags.“Plat du Jour/ Businesslunch mit wechselnden Gerichten von 12 bis 16 Uhr.

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Broker sagt:

    …was ist denn bitte ‚Westberlin‘? Ich kenne nur Berlin-West, oder Berlin-Ost.

  2. gesetta sagt:

    Diese Bezeichnung stammt aus der Zeit vor dem Mauerfall und wurde synonym für West-Berlin und Berlin (West) verwendet als Bezeichnung für den Teil von Groß-Berlin, der ab Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bis 1990 von den drei westlichen Besatzungsmächten Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich und Frankreich verwaltet und ab 1950 mit deren Genehmigung vom Senat von Berlin regiert wurde. Nun, das ist ein paar Jahre her, aber die Bezeichnung ist auch heute noch durchaus noch üblich, auch für den Ostteil der Stadt. Vgl. etwa „Mädchen aus Ostberlin“ von Udo Lindenberg.

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