Mit dem neuen Weinbau Berlin bringt Giacomo Mannucci ein Stück italienische Weinkultur nach Schöneberg. Als eine Art “Osteria contemporanea”, also ein zeitgenössisches Weinrestaurant, versteht sich das neue Konzept in den Räumen des ehemaligen “To Beef or Not to Beef” in der Akazienstraße. Während vorher pure Fleischküche im Vordergrund stand, dominieren jetzt köstliche internationale Tapas und eine nicht alltägliche Auswahl guter Weine die Karte der neuen Weinbar.



Parma, Percorino und Polpette
Wir starten mit einem himmlischen Culatello “Fiocco di Parma”, der Edelvariante des Parmaschinkens, dunklem Brot und red-eye mayonnaise (14,50). Nicht zu dünn und frisch aufgeschnitten, entfaltet er ein herrlich delikat-süßliches Aroma. Weder in der Form noch im Geschmack ist er mit eingeschweißter Supermarktware zu vergleichen. Dazu gibt es eine Auswahl charaktervoller italienischer Käse, die zusammen mit Chutney und einem äußerst lecker-knusprigen Erdnusskrokant (16,00) die perfekte Begleitung zu einem frischen, aber dennoch fruchtigen Prosecco Brut Sommariva (34,00) darstellt. Als wenn das nicht genug des italienischen Aperitif-Glückes wäre, kommen noch kleine, feine Sardinen-Polpette mit Zwiebeln und hausgemachter Mayo auf den Tisch. Inspiriert zu dem spontan kreierten Rezept ganz ohne Fleisch haben Vincenzo Buccafusca übrigens frische Sardinen, die er am Morgen unseres Besuchs in einem Fischgeschäfts auf der Schöneberger Hauptstraße entdeckte.



Internationale Tapas mit sizilianischer Handschrift
Die kleine, feine Karte des Weinbau Berlin setzt auf eine moderne Mischung internationaler Tapas, damit ist aber keineswegs Fusion-Küche gemeint. „Fusionieren werden wir die verschiedenen Küchen nicht“, betont Buccafusca. „Jedes Land bietet so viel Abwechslung, dass wir uns den Traditionen sehr gern einzeln widmen.“ Das passt zur sizilianischen Herkunft des 30jährigen Küchenchefs – schließlich war kaum ein Fleck Italiens so den Einflüssen verschiedener Kulturen ausgesetzt wie Sizilien. So stehen mediterran gefüllte Portolbello-Pilze (7,00) neben einem asiatisch anmutenden Gurkensalat mit Miso-Dressing und Brokkoli-Ravioli neben Geräuchertem Hühnerconfit (15,00) auf der Karte. Beliebig international schmeckt diese Küche nicht: Vincenzi Buccafusca ist ein Aromenkünstler und weiß die hervorragenden Produkte mit einer ganz eigenen Handschrift in Szene zu setzen. So kreativ und individuell, dass wir von ihm sicherlich noch hören werden. Im “Sushi del Chianti” (15,50) finden Fans des ehemaligen “To Beef or not to Beef” übrigens das berühmte toskanische Rindfleisch von der Macelleria Cecchini wieder. An zwei Abenden im Monat besteht zudem die Möglichkeit, mit einem reinen Fleischmenü (55) in den hochwertigen Kosmos von Dario Cecchini einzutauchen.



Geheimtipp-Weine, wilde Gewächse und Klassiker
Das Weinbau Berlin lohnt nicht nur wegen der guten Küche, sondern auch wegen ihres aufregenden Zusammenspiels mit feinen Gewächsen. „Gerade die Aromenvielfalt aus Israel und Japan passen hervorragend zu unseren Weinen. Den Anfang prägen entsprechend Spezialitäten der beiden Länder, die unterschiedlicher kaum sein könnten“, sagt Inhaber und Gastgeber Giacomo Mannucci. Um die 100 Positionen umfasst die Karten der neuen Weinbar, deren Unterteilung in sechs verschiedene Kategorien die Auswahl erleichtert und zu Neuentdeckungen inspiriert. Echte Geheimtipps aus bisher nicht so bekannten Regionen sind dabei, komplexe Weine, aber auch solche, die einfach nur Spaß machen. Oder wilde Fundstücke, die alle Regeln außer Kraft setzen. Unter den “Industry Essentials” finden sich etwa Sparkling-Meilensteine wie Franciacorta von Bellavista oder Loimer Sekt aus Österreich, bei den “Wild Things” ein SiurAlta Orange Wine aus dem Priorat. Uns gefiel zum Tartar der elegante Spätburgunder 2017 von Kistenmacher-Hengerer (34,00) und auch der gewöhnliche Pinot Noir Sancerre La Noue 2019, Claude Riffault (57,00). Die Flaschenweine sind fair kalkuliert, und auch glasweisen Ausschank (6,00-9,50 für 0,1) findet sich eine gute Auswahl.
Viniculture in Schöneberg
Das Weinbau Berlin ist eine echte Bereicherung nicht nur für den Akazienkiez. EIn weiterer Weg lohnt sich durchaus, denn sowohl die Weinauswahl als auch die Küche zeichnen sich durch Uniqueness aus. Als Fan italienischer Osteria- und Aperitif-Kultur ist das Restaurant für mich eine großartige Entdeckung für einen unkomplizierten Abend auf hohem Genussniveau. Viel Erfolg, Giacomo und Vincenzo!
Weinbau
Akazienstraße 3, 10823 Berlin
Tel: +49 (0)30 54599047
E-Mail: weinbau@bonita.berlin
Web: https://weinbau.bonita.berlin